
200 x 100 cm
Ein Altar ohne Opfer
Die Menschenwesen von Mom Bee
Rings um uns heben sich die Köpfe aus der weißen Härte, zusammengedrängt zu Gruppen, nebeneinander verbunden oder zu Fragmenten zersprengt, mit gesenkten Armen, aber offenen Gesichtern, Figurinen aus dem Off, in den Gebärden des Willens und des Kampfes, der Demut und der Unterwerfung, ausweichend, zurückschnellend, angreifend, sich deckend, hochgestreckt oder gekrümmt, hier und da fast ausgelöscht, doch mit allen Konturen wie in einer einzigen gemeinsamen Bewegung. Ein Ringen, auftauchend an einer leeren Wand, erinnernd an eine ersehnte Vollendung, zurücksinkend zur Formlosigkeit.
Küsse und Brüllen, Flehen und Bitten, Tiefen und Nächte, Höhen und Höllen. Der Schrei von Munch ist es, das Abendmahl von Leonardo, der Pergamon-Fries oder eine Fratze von Daumier. Im Acheron verbunden, nicht in der Bel-Etage des Bewussten. Alles, was das Leben ausmacht. Zusammengefügt in einer Skulptur, die jede Vorstellung zu sprengen versucht und doch alle Widersprüche in Humanität vereint. Ein Altar ohne Opfer.
Dr. Reinhard Gammel / 2018